Das Lebensmotiv Idealismus
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass unter Adoptiv-/Pflegeeltern sehr häufig die einfache Gleichung zutrifft: Je höher der Idealismus, desto mehr Kinder – und manchen reicht das auch noch nicht, deshalb engagieren sie sich auch in anderen Bereichen.
Realisten sagen hierzu: Ja, die muss es auch geben.
Realist oder Träumer?
Nach dem Reiss Profile sind dies die Ausprägungen des Lebensmotivs Idealismus.
Man stelle sich einen Zahlenstrahl vor, die 0 ist die Mitte.
Je weiter man in den sogenannten Minusbereich kommt, desto größer ist der Realismus (= schwach ausgeprägter Idealismus) – andere bezeichnen das auch gerne als Egoismus.
Je weiter man in den sogenannten Plusbereich kommt, desto größer ist der Idealismus (= stark ausgeprägter Idealismus) – andere bezeichnen das auch gerne als Aufopferungsbereitschaft.
Trotzdem gibt es in der Regel das eine nicht ohne das andere, denn auch Idealisten haben eine gewisse Portion Realismus – ebenso wie Realisten eine Portion Idealismus besitzen. Ist beides ähnlich stark ausgeprägt, oder werden ganz genau Bereichen unterschieden, in denen man das eine oder das andere bewusst ausleben kann, befindet man sich in der „goldenen Mitte“. Von dort aus fällt es leicht, beide Extreme zu verstehen, denn je weiter Menschen auf diesem Zahlenstrahl voneinander entfernt sind, desto schlechter können sie sich in den jeweils anderen einfühlen.
Jeder betrachtet den anderen eben immer zuerst durch seine eigene Weltsicht-Brille.
In welche Richtung tendierst Du?
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Realismus Idealismus
pragmatisches Handeln selbstloses Handeln
Realistische Weltsicht persönliche Betroffenheit
von anderen Schiksalen
Handeln zum Wohl Beitragen zum Wohle
der eigenen Lieben der Menschheit
Wirkung: Wirkung:
„die Welt ist, wie sie ist“ „naive Weltverbesserer“
„Ungerechtigkeit gehört
zum Leben dazu“ „unrealistische Träumer“
Wer eine eher realistische Sicht auf die Welt hat und zuerst einmal darauf schaut, dass es den eigenen Lieben gut geht, tendiert in den linken Bereich, Richtung Realismus/Egoismus. Je stärker diese Einstellung auch das aktive Handeln beeinflusst, desto schwächer ist der Idealismus ausgeprägt und desto weiter geht die Tendenz in den Minusbereich.
Wenn das Handeln von dem Wunsch beeinflusst wird, die Welt für alle Menschen/Tiere zu einem besseren Ort zu machen, tendiert die Motivation in den rechten Bereich, Richtung Idealismus. Je stärker der Wunsch, hier aktiv zu werden, das tägliche Handeln beeinflusst, desto weiter geht die Tendenz in den Plusbereich.
Minus und Plus bedeutet hier jedoch nicht, dass das eine Motiv negativ und das andere positiv ist – es bezeichnet lediglich das Maß an Idealismus, dass ein Einzelner persönlich braucht, um glücklich zu sein.
Nicht die Frage: „Ist mein Idealismus hoch oder niedrig ausgeprägt?“ ist von Bedeutung.
Wichtig ist, dass sich jeder einzelne die Frage stellt: Lebe ich meine Motivation?
Je stärker diese Motivation in die eine oder andere Richtung ausgeprägt ist, desto stärker beeinflusst sie auch das Denken und Handeln. Innere Befriedigung erlebt man nur, wenn ein stark oder schwach ausgeprägtes Bedürfnis auch entsprechend oft befriedigt wird.
Jeder Mensch ist anders – und das ist auch gut so.
Kerstin Blank-Bringmann (2017)
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